Manifest für enkeltaugliche Unternehmen

 

Wir Menschen sind Teil der Natur

Wie kommt es, dass wir es natürlich finden und ohne zu zögern als einen Ausdruck der Natur anerkennen, wenn z.B. ein Vogel aus Zweigen ein Nest baut, während wir es manchmal unnatürlich finden, wenn Menschen z.B. Flugzeuge aus Stahl bauen und damit Kerosin verbrennen? Hat sich die Fähigkeit des Menschen, Stahl zu produzieren und Flugzeuge zu bauen, nicht auch genauso evolutionär entwickelt, wie die Fähigkeit des Vogels, Zweige zu sammeln und Nester zu bauen? Weshalb haben wir Mühe damit zu anerkennen, dass der Mensch hier genauso einen Ausdruck der Natur vollzieht wie der Vogel? Möglicherweise deshalb, weil wir uns in unserem Denken über die Natur von der Natur an sich zu weit entfernt haben und unser Handeln gefühlt nicht mehr im Einklang mit der Natur steht. Wenn wir von Natur sprechen, dann sprechen wir z.B. von „Ressourcen“, so als wäre die Natur etwas, über das wir verfügen können. Oder wir sprechen von „Umwelt“, so als wäre die Natur etwas, das uns lediglich umgibt, uns aber nicht einschliesst. Effektiv sind wir Menschen aber genauso Teil der Natur wie ein Vogel, ein Zweig, ein Wald, ein Fluss oder ein Berg. Wir sind nicht einfach nur von Natur umgeben, wir sind Natur. 

Der entscheidende Punkt liegt nicht darin, ob wir Flugzeuge bauen, sondern in welcher Haltung wir das tun. Tun wir das in einer Haltung der Überlegenheit („Wir stehen über der Natur“) oder in einer Haltung der Verbindung und Demut („Wir sind Teil der Natur“)? Entsprechend der dahinterliegenden Haltung werden wir automatisch andere Entscheidungen treffen, welche andere Konsequenzen nach sich ziehen.

 

Unser wirtschaftliches Handeln schadet der Natur und schlussendlich der Wirtschaft

Insbesondere in unseren wirtschaftlichen Tätigkeiten haben wir uns weit von der Natur entfernt und lernen erst nach und nach, uns wieder mit ihr zu verbinden. Das Denken und Handeln bezüglich Nachhaltigkeit hat in der Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten zwar zugenommen, doch das reicht nicht aus. Denn es gibt einige Fakten, welche wir kollektiv noch nicht akzeptiert haben - da sie schwer zu akzeptieren sind:

  1. Alles was wir in der Wirtschaft tun, schadet der Natur mehr, als dass es ihr etwas zurückgibt.
  2. Unsere Wirtschaft hängt von der Natur ab – nicht umgekehrt. Wir zerstören die Wirtschaft, wenn wir die Natur zerstören.
  3. Die Natur ist ein zentraler Stakeholder, den wir in allen Entscheidungen berücksichtigen müssen.

Wirtschaft ohne Natur gibt es somit nicht. In unserem aktuellen System entsteht Geld immer aus der Umwandlung von Natur in Produkte, das ökologische Kapital bildet immer die Grundlage des ökonomischen Handelns und damit des ökonomischen Kapitals. Deshalb lautet die Frage eigentlich nicht: Wie können wir die Umwelt retten? Sondern: Wie retten wir die Wirtschaft? Denn Ökonomie bedeutet im Ursprung, einen Haushalt zu führen, so dass dessen Wert für all seine Mitglieder langfristig steigt. Hier braucht die Wirtschaft einen neuen Zugang, eine neue Sprache, eine neue Art von Nachhaltigkeit. 

 

Es braucht eine neue Art von Nachhaltigkeit

Es geht also nicht darum, nicht mehr wirtschaftlich tätig zu sein, sondern dies aus einer anderen Haltung heraus zu tun. Wir setzen uns für eine neue Art von Nachhaltigkeit ein, für eine neue Art von Verantwortung, welche wir Menschen in der Wirtschaft übernehmen. Es braucht eine neue Art von Unternehmen, welche mehr Verantwortung übernehmen gegenüber der Natur und gegenüber den Menschen, welche Teil der Natur sind. Im Zentrum steht dabei eine Verbundenheit mit der Natur, statt einer Trennung von ihr. Es braucht mehr Verantwortungsübernahme bereits heute, damit auch unsere Enkel in einer gesunden Natur und damit in einer gesunden Wirtschaft aufwachsen können. Wir setzen uns ein für eine enkeltaugliche Zukunft, für enkeltaugliche Unternehmen.

 

Was macht ein enkeltaugliches Unternehmen?

Ein enkeltaugliches Unternehmen berücksichtigt immer, in jeder Entscheidung, die folgenden Stakeholder und übernimmt Verantwortung...

 

... gegenüber den Mitarbeitenden

Jedes Unternehmen sollte alles tun, um sich um die Menschen zu kümmern, welche seine Produkte herstellen oder seine Dienstleistungen anbieten.

... gegenüber den Kunden

Jedes Unternehmen hat eine Verantwortung, seine Kunden über die sozialen und ökologischen Entscheidungen zu informieren, welche in seinen Produkten und Dienstleistungen verkörpert sind.

    ... gegenüber der Gemeinschaft

    Jedes Unternehmen hat eine Verantwortung gegenüber den Nachbarschaften, Dörfern und Städte (inkl. deren Schulen, Spitäler, Vereine etc.) in welcher es eingebettet ist.

    ... gegenüber der Natur

    Jedes Unternehmen hat gegenüber der Natur mindestens drei Verantwortlichkeiten zu tragen:

    1. Demütiger werden – wir sind Teil der Natur und wir können lernen, auf unserem Planeten zu leben ohne ihn zu zerstören
    2. Wann immer möglich die Natur in Ruhe lassen – wir können die Natur wieder aufbauen, welche wir zertrampelt haben
    3. Den Einfluss reduzieren – die volle Verantwortung übernehmen für alles, was das Unternehmen produziert oder in seinem Namen passiert

    Die entscheidende Frage für enkeltaugliche Unternehmen ist nicht, ob sie diese Punkte beachten, sondern wie sie das tun. Die Enkeltauglichkeit entsteht durch eine Verbundenheit mit der Natur und eine integrierte Sicht von Wirtschaft und Natur.